Dass der ökumenische Gottesdienst beim Bürgerfest nicht nur als Besuchermagnet punktete, sondern auch mit einer außergewöhnlichen Begegnung aufwarten konnte, dafür sorgten Pfarrer Martin Burger und sein katholischer Amtskollege Pfarrer Jens-Uwe Schwab: Sie liehen einer vom vielen Feiern schon etwas übernächtigten Festles-Bierbank und einer würdigen Kirchenbank ihre Stimmen und ließen sie auf teils humorvolle, teils tiefsinnige Weise miteinander ins Gespräch kommen.
Und so wurden die Gottesdienstbesucher Zeugen, wie sich die beiden verschiedenartigen Sitzbänke nach anfänglichen Zänkereien mit der Zeit annäherten. Nach und nach gelangten sie zu der Erkenntnis, dass sie vieles gemeinsam hatten. So hätten die Menschen, die sich auf ihnen niederließen, dieselben Sorgen und Ängste, etwa was finanzielle Probleme oder die Sorge um pflegebedürftig gewordene Eltern oder generell die Zukunft angehe.
Aber so, wie man von einer Bierbank mit seinem Glas aufstehen müsse, um es aufzufüllen, so dürfe man nicht sitzen bleiben, sondern müsse sich aufmachen, wenn aus „‘was Leerem etwas Volles“ werden solle. Dabei sei es wichtig, dass sich die Menschen in einer Stadt umeinander kümmerten, was schon beim freundlichen Grüßen anfange.
Sich zunächst der Güte Gottes bewusst zu werden, um dann optimistisch und mit den 10 Geboten als Richtschnur Probleme anzugehen, dazu ermunterten die Pfarrer ihre Zuhörer im Hinblick auf Vers 64 aus Psalm 119: „Herr, die Erde ist voll Deiner Güte, lehre mich Deine Gebote.“
„Geh aus mein Herz und suche Freud“, ein hervorragend gestimmter Kirchenchor unterstrich die sommerlich leichte Prägung des Gottesdienstes, dessen Kollekte der Freiberger Asylarbeit zugute kommt, während der Posaunenchor die ökumenische Gemeinde brillant durch die Melodien auf dem Liedblatt begleitete. Die hatte erfreulicherweise die Bierbankreihen um die Festbühne fast bis auf den letzten Platz gefüllt ganz nach der von Pfarrer Schwab gewonnenen Erkenntnis: „egal, wo die Menschen sitzen, es kommt immer auf die Gemeinschaft an.“
Birgit Kuhnle