Ev. Kirche Freiberg a.N.

Gottesdienst mit kulinarischem Ständerling zum Sommerferienausklang: Es ging um die Wurst

Am Sonntag, den 08.09.2024, ging es in dem 11.00 Uhr-Gottesdienst in der Kirche „Simon und Judas“ und bei dem anschließenden ökumenischen Ständerling zusammen mit Schwestern und Brüdern aus der Gemeinde St.Maria auf dem Kirchplatz „um die Wurst“.

Pfarrer Burger nahm uns gedanklich mit in das Jahre 1522 in die Stadt Zürich zur Fastenzeit mit den entsprechenden Regeln des Verzichts auf üppige Speisen.

Doch an diesem 09.03.1522 geschah Außergewöhnliches. Während der 40tägigen Fastenzeit vor Ostern, streng überwacht von den Zürcher Ratsherren, versammelten sich im Haus des Druckers Froschauer angesehene Bürger der Stadt, einige von ihnen Geistliche, andere Ratsherren und Menschen von Rang und Namen. Sie alle saßen nicht vor einem kärglichen Mal, nein, es roch nach den frischgebratenen Würsten vor ihnen auf dem Tisch und nicht nur in diesem Hause kam es zur Rebellion gegen die strikten Fastenregeln, sondern auch an anderen Orten in der Stadt.

Mit dieser Rebellion wurden die traditionellen Regeln ganz bewusst in Frage gestellt.

Huldrych Zwingli, ein aufstrebender Prediger, ebenfalls Gast im Hause Froschauers, nahm selber am Mal nicht teil. Er beschränkte sich aufs Zuhören und in den folgenden Tagen, als es in der Stadt hoch herging zwischen den Befürwortern und Gegnern der Fastenzeit, schrieb er Folgendes:

„Summa, dass ich es kurz mach. Willst du fasten, tue es. Willst du das Fleisch nicht essen, iss es nicht. Lass aber mir dabei der Christenmensch frei.“

In der im Gottesdienst verlesenen Schriftlesung mahnt uns Paulus im Galaterbrief: “Zur Freiheit hat uns Christus befreit. Nur gebraucht die Freiheit nicht als Anlass für das Fleisch, sondern dient einander in Liebe.“(Gal 5,1 und 5,13)

Diese  beiden Statements machen deutlich, dass der Mensch durch Christus frei ist - nicht um der Freiheit willen, sondern um in dieser Freiheit den Glauben neu zu entdecken und zu leben.

So stand die Wurst an diesem Tag in Zürich symbolisch für den Mut, sich den Fragen des Glaubens zu stellen, für die Erkenntnis, dass die Freiheit eines Christen nicht in der blinden Befolgung von Regeln liegt, sondern in der Beziehung zu Christus selbst.

Nach dieser wunderbaren und erkenntnisreichen Predigt von Pfarrer Burger ließen wir uns als Kirchgänger die Weißwürste mit süßem Senf, Brezeln und Getränken vor der Kirche in gemütlicher Stimmung schmecken.

Ulrike Matthes-Hinderer

 

 

 

 

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