„Wo bleibt die Toccata?“ So lautete die Ausgangsfrage für die beiden kleinen geistlichen Konzerte Die Antwort darauf erhielten die wegen der Platzbeschränkungen zweifach geladenen Zuhörer von Kantorin Michaela Hartmann-Trummer an der Orgel und Bernd Settelmeyer an diversen Schlaginstrumenten prompt auf die Ohren. Komme doch der Begriff Toccata vom italienischen „toccare“, was so viel wie berühren, schlagen und klopfen bedeute, wurde dem Publikum in der Einführung erklärt. Und damit ging es nach eher sphärischen Klängen durch den von Settelmeyer gespielten Obertonschlauch auch schon los. Da sammelten sich Trommelschläge, Kastagnettengeklapper und Rasselgeschell, erst leise, dann lauter, intensiver, und bereiteten vor, was dann an der Orgel geschah mit dem mächtigen Auftakt zu Bachs berühmter Toccata in d-moll. Ihre ganze Klangfülle entfalten durfte nun die Königin der Instrumente unter Hartmann-Trummers schnellen Fingern und Füßen. Ein Jugendwerk Bachs sei sie, erfuhren die Zuhörenden später, im jugendlichen Sturm und Drang komponiert, gerade mal 20 Jahre der Komponist, den man in der Regel als gesetzteren Herrn vor Augen habe. |
Nun wurde es wesentlich ruhiger als Settelmeyer die Bassschlitztrommel und die wie kleine Kochtöpfe aussehenden Gamelane mit weichen Klöppeln sanft zum Klingen brachte als Vorbereitung zu dem von Leon Boëllmann (1862-1897) komponierten GEBET IN NOTRE DAME. Dazu fügte sich auch wunderbar das mit einem Geigenbogen gestrichene Waterphone, einem von dünnen metallischen Zungen umringten, mit Wasser gefüllten Boden, ehe Boëllmanns Toccata der Ruhe ein Ende bereitete mit Tempo und markanten Basslinien. Interessant sei war in diesem Zusammenhang zu erfahren, dass eine Toccata in früheren Jahrhunderten als Auftakt zu einer Fugenpräsentation gespielt worden wäre, in späteren Zeiten dann eher als Finale einer Komposition.
Nun nahm Settelmeyer, der eine große Fülle von unbekannten und teils skurril wirkenden Klangkörpern um sich herum aufgebaut hatte, vor einer sogenannten Stealdrum Platz und bearbeitete sie im karibischen Stil mit Händen, Fingern und Klöppeln, ehe Michaela Hartmann-Trummer sich dem französischen Komponisten Charles Marie Widor (1844-1937) widmete und ein ruhiges, melodisch feines Adagio erklingen ließ, vom Percussionisten über den letzten Ton hinaus begleitet. Dann aber läutete Widors hell strahlende Toccata, früher gerne als Schlussakkord bei Hochzeiten gespielt, das Ende dieses Konzerterlebnisses ein, nun ganz im Dialog mit einer fernöstlichen Tempeltrommel, die man für ein spezielles Xylophon mit aufgesteckten Planetenkugeln hätte halten können.
Nach einem furiosen Finale mit großer Dynamik und hohem Tempo gab es für die beiden Interpreten den verdienten Applaus.
(gez.) Andreas Bührer