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Zu Herzen gehende Stunde der Kirchenmusik in der Beihinger Amanduskirche

Dass die Kirchenmusik in der Kirchengemeinde Freiberg eine erfreuliche Entwicklung nimmt, konnte man auch wieder am Ewigkeits-Sonntag in der schönen Amanduskirche in Beihingen bestaunen. Dort hatte Kantorin Michaela Hartmann-Trummer – die ab dem 1. Januar 2020 als hauptamtliche Kantorin der Freiberger Kirchen ihren Dienst versehen wird – wieder zu einer anspruchsvollen Stunde der Kirchenmusik mit theologischen Impulsen durch Pfarrer Bührer eingeladen.

Werke der Klassik und Romantik standen dieses Mal auf dem Programm: Von Haydn und Mozart über Schubert bis C.M. v. Weber und Silcher und sogar Max Reger spannte sich der Bogen des harmonisch zusammengestellten Programms. Ganz im Vordergrund standen bei der Auswahl ohne Zweifel die „schöne Melodie“ und die „emotionale Betonung“ – die bei diesen musikalischen Epochen ja eine ganz entscheidende Rolle spielen.

Den Auftakt machte eine Bearbeitung für Chor und Streichquartett aus Haydns berühmter Schöpfung: Die Himmel erzählen die Ehre Gottes war auch ohne großes Orchester und Solisten-Terzett ein beglückender Anfang – zumal der in allen Stimmen ausgewogene, knapp 40-köpfige Chor durch seinen kultivierten Klang und die sorgfältige Ausarbeitung der klassisch geformten Melodiebögen aufhorchen ließ. Auch der instrumentale Part, den die Kantorin eigens arrangiert hatte, war mit seinen anmutigen Zwischenspielen und colla parte- Abschnitten in besten Händen (Christine Schuster, V1, Katrin Bentele, V2, Fred Schuster, Va, Dorothea Bronner, Cello). Mit der Bearbeitung für gemischten Chor a-cappella von Webers berühmter Gebets-Arie Leise, leise, fromme Weise aus dem Freischütz bestach der Chor wiederum durch fein nuancierte Piano-Dynamik, die den Zauber dieser anrührende Melodie auf die bis zum letzten Platz gefüllte Amanduskirche übertrug.

Mit Silchers schönem Lobgesang Alles was Odem hat – schwungvoll und fingerfertig an der Orgel begleitet von Pfarrer Wolfgang Gramer, zeigte der Chor wieder eine neue Facette seiner klanglichen Möglichkeiten: Mit seinen weich vorgetragenen Forte-Piano-Wechseln, kluger Tempowahl und schöner Textdeklamation kam der hymnische Ausdruck dieser Komposition in überzeugender Weise zur Geltung.

Zum vorläufigen Höhepunkt des musikalischen Gotteslobes wurde dann der Vortrag von Mozarts berühmtem Laudate Dominum aus den Vesperae solennes. Der silbrig glänzende Sopran der noch ganz jungen Solistin Karla Massouh überzeugte mit schönen Phrasierungsbögen und weitem Atem genauso wie mit einer mühelos strahlenden Höhe. Auch agierte das Instrumental-Ensemble und der jetzt im zurückhaltenden Begleit-Modus singende Chor auf eine Weise, die die geradezu himmlische Komposition zum anrührenden Erlebnis für die entrückt Lauschenden werden ließ.

Nach dem nun folgenden „Theologischem Impuls“ durch Pfarrer Bührer und einem gemeinsam gesungenen Kirchenlied improvisierte Wolfgang Gramer an der Plum-Orgel zum Thema „Tod und Auferstehung“: Mit sehr interessanten, farbig instrumentierten Klängen fügte er auch Motive des Chorals Christ ist erstanden sinnvoll in seinen spannenden und inspirierten Vortrag.

Hauptwerk des Abends war dann die Aufführung von Schuberts berühmter G-Dur Messe für Chor, Solisten-Terzett, Orgel und Streichensemble, die vorher mit einigen anekdotischen Anmerkungen und Informationen durch Kantorin Hartmann-Trummer auf charmante Weise erläutert wurde.

Auch wenn diese Messe mit ihren eingängigen Themen, den typischen und überraschenden harmonischen Wendungen und ihrem bezaubernden lyrischen Grundausdruck  schon längst zum Klassiker in katholischen Messen geworden ist – eine Herausforderung bleibt dieses Werk allemal – zumal wenn es unabhängig vom liturgischen Gebrauch konzertant erklingt.

Und - um es gleich vorweg zu nehmen – sowohl der Chor als auch das Solisten-Terzett, das Streichensemble und die aufmerksame Orgelbegleitung bescherten dem Auditorium eine rundherum ausgefeilte, intonatorisch und dynamisch auf sehr erfreulichem Niveau stehende Darbietung: Klangschön der Chor in allen Registern, gelungene Tempoübergänge und textgemäße Ausdeutungen waren ein Markenzeichen dieser Aufführung, die einen zuweilen in die Lichtentaler Pfarrkirche ins Jahr der Uraufführung 1815 zurückversetzen konnte. Dieser authentische Klangeindruck wurde auch durch das schön aufeinander abgestimmte Solistenterzett verstärkt: Gerade im Benedictus erinnerte Massouhs frei ausschwingende Sopranstimme an die Berichte über die Sopranistin Therese Grob, für die der jung verliebte Schubert diese Messe ja komponiert hatte. Aber auch mit dem jungen Bass Sinan Altinisik (langjähriges Mitglied des Stuttgarter Hymnus-Chores) und dem Tenor Ian Barret (Mitglied des Stuttgarter Oratorienchores) waren vorzüglich passende Solisten ausgewählt worden: Mit weicher, schöner Stimmführung gaben sie ihren Partien einen anrührenden Schubert-Schmelz, der das Publikum in den Bann zog. Insgesamt eine Aufführung, die die Schönheit der Musik mit ihrer lyrisch-wienerischen Originalität und der natürlichen Gläubig- und Frömmigkeit eines heranwachsenden Musik-Genies zu verbinden wusste. Es muss eben nicht immer Bach sein – gerade auch in einer protestantischen Kirche…

Zwischen der in zwei Teile aufgeteilte Schubert-Messe (Kyrie und Gloria als Teil 1 und Sanctus bis Agnus Dei als Teil 2) erklang Max Regers spannungsreich von Gramer gespielte Passion an der Orgel. Ein durchaus interessanter klanglicher Kontrapunkt, der die Todesthematik des Ewigkeits-Sonntags noch einmal hervorhob.

Langanhaltender, begeisterter Applaus war der wohlverdiente Lohn für eine ernsthafte musikalische Ausarbeitung und Darbietung aller Beteiligten.

Enrico Trummer

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