Ökumenische Annäherungen in Frankfurt beim ÖKT
Als wären die Masken ein Symbol für den weiterhin geltenden Sicherheitsabstand zwischen den Konfessionen, so habe ich am Samstag und Sonntag den ökumenischen Kirchentag in Frankfurt am eigenen Bildschirm erlebt. Die gute Nachricht: Es wurden am Samstagabend evangelische und katholische Gottesdienste gefeiert, zu deren Abendmahls- bzw. Eucharistiefeiern Angehörige der jeweils anderen Konfession ausdrücklich eingeladen waren. Diese für evangelische Gemüter als Selbstverständlichkeit geltende Offenheit hatte der für Frankfurt zuständige katholische Bischof und Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, für seinen Sprengel erstmals bei einem ökumenischen Kirchentag durchgesetzt. Das muss man als Fortschritt bezeichnen, obwohl es ja lediglich die Wirklichkeit dessen widerspiegelt, was in den meisten Gemeinden, auch in Freiberg, schon lange eine gute Gewohnheit ist. Die schlechte Nachricht: Bei einer Diskussionsrunde über das gemeinsame Abendmahl, die ich mitverfolgte, wurden vor allen Dingen das Leiden an der Trennung betont, nicht aber der Mut und die Entschlossenheit, dieses Leiden auch zu überwinden. So als wäre das Leiden an der Trennung ein unabänderliches Schicksal. Entsprechend fielen auch die Zuschauerreaktionen aus.
Kirchentag digital, das war für mich im Vorfeld ein Buch mit sieben Siegeln, kam aber dann ganz gut rüber. Winfried Kretschmanns Bibelarbeit über die Erzählung von der Sintflut fand ich tiefgängig und aussagekräftig, sie stand der von Heinrich Bedford-Strohm, dem Ratspräsidenten der EKD, eigentlich in nichts nach. Dass unsere Kirchen nach wie vor von Menschen mit weißer Hautfarbe stark geprägt sind und Alltagsrassismus uns alle prägt, wurde mir in einer Diskussion mit Kirchenleuten anderer Herkunft sehr deutlich. Auch hat mir gefallen, wie Luisa Neubauer mit der Bundeskanzlerin über die Generationengerechtigkeit beim Klimawandel diskutierte. Am Sonntag beschloss dann ein leichter, musikalisch anspruchsvoller Gottesdienst am Mainufer diesen besonderen Kirchentag. Und Bischof Fürst lud für nächstes Jahr zum Katholikentag nach Stuttgart ein – natürlich alle, auch die Evangelischen.
Andreas Bührer