Ev. Kirche Freiberg a.N.

Wer sich einsetzt, setzt sich aus - Schwätz auf dem Bänkle mit Bürgermeister Jan Hambach

Schon seit seiner Kandidatur steht er im Mittelpunkt des Interesses in Freiberg: unser neuer Bürgermeister Jan Hambach. Nach einem – wie es Pfarrer Burger formulierte – fulminanten Wahlergebnis trat er Mitte Juni sein Amt an der Rathausspitze an. Beim Hautnah-Gottesdienst drei Wochen später nahm er in einer voll besetzten Kirche neben Pfarrer Burger zum „Schwätz auf dem Bänkle“ Platz.

Zu Beginn des Gottesdienstes in der Kirche „Simon und Judas“ wurden die zahlreichen Besucher mit Betrachtungen zu den Facetten gesellschaftlichen und politischen Engagements auf das Thema eingestimmt. Eine kleine Abordnung der Freiberger Freizeit-Kultband „HALF PAST FIVE“, nämlich Ingo Wertek, Marlon Asanuma (Gitarren) und Bernd Wachtler (Gesang), eröffnete den musikalischen Teil. Sie waren für den an diesem Abend verhinderten Frank Schilling und „dessen“ Spätlesechor eingesprungen. Wie sie hatte das Trio, z.B. mit Hits wie „If I should fall behind“ von Bruce Springsteen, keine Probleme, dem sich vom Traditionellen unterscheidenden Format unserer Sonntagabendgottesdienste musikalisch gerecht zu werden.

Er sei gespannt, ob er noch etwas Neues von Jan Hambach erfahren könne, nachdem dieser in den Wochen zuvor schon so viel von sich preisgegeben habe, mit diesen Worten bat Pfarrer Burger seinen Gast neben sich zum mit Spannung erwarteten Interview auf`s „rote Bänkle“ vor dem Altar. Und tatsächlich verriet Jan Hambach manches von seinen Vorstellungen, mit denen er sein neues Amt angetreten hat. Dazu gehörten kritische Punkte offen anzusprechen, bereit zu sein, Verantwortung zu übernehmen, auch auf das Risiko hin, Fehler zu machen und im Gemeinderat ein gutes „gemeinsames Verständnis“ zu entwickeln. Er wolle, dass die Menschen in Freiberg die Mischung vorfänden, die es zum Wohlfühlen brauche: stimmige Finanzen, genügend Wohnraum, Möglichkeiten, sich zu treffen. „Wo man gerne lebt, engagiert man sich auch“, so seine Überzeugung.  Um viel mitzubekommen, wolle er dauerhaft präsent sein, auch wenn er nicht auf jeder Veranstaltung dabei sein könne.

Ein klares Plädoyer gab der 29jährige fürs Ehrenamt ab: „Im Ehrenamt habe ich fast mehr gelernt als in der Schule“, beschrieb er seine Erfahrungen, die er in Freiwilligendiensten etwa im Sportverein, als Karatetrainer, im Zeltlager oder auch als Klassensprecher in jungen Jahren schon sammeln konnte.

„Wer sich einsetzt, setzt sich aus“, angesprochen auf das zum Gottesdienstthema gewählte Schorlemmer-Zitat erklärte der Rathauschef wie er gegebenenfalls mit persönlichen Anfeindungen umgehen wolle: „sachlich reagieren, es nicht persönlich nehmen, sich vielleicht auch im Kollegenkreis darüber austauschen.“ Weiter verriet er, dass ihm generell die Pflege alter Freundschaften und Hobbys wie Joggen und Bergwandern helfen würden abzuschalten.

Gefragt nach seinen Wünschen für die Kirche, betonte Hambach ihre Bedeutung als Ort, wo man gerade in unserer rastlosen Zeit reflektieren und zu sich selbst finden könne. Die Zukunft der Kirche sehe er darin, neue Wege zu gehen, neue Gottesdienstformate anzubieten und auch in mehr Zusammenarbeit der Kirchen untereinander.

Mit dem Rat, sich hin und wieder auch auf die „Kunst des Lassens“ zu besinnen, wünschte Pfarrer Burger Jan Hambach abschließend Gottes Segen auf seinem Tun und bedachte ihn mit einem kleinen Buchpräsent. In seinem Impuls nahm der Pfarrer nochmals auf das Thema des Abends Bezug. Sein Rat für ehrenamtliches Engagement ohne Frust: die Betroffenen in die Verantwortung mit hineinnehmen, etwa so wie Jesus es einmal gemacht habe mit der Kernfrage: „Was wollt Ihr, dass ich Euch tun soll?“

Dank des lauen Sommerabends konnte der „Nachklapp“ mit leckeren Häppchen, Käse und Wein im Freien auf dem Hof vor der Kirche stattfinden. Zur ihrer Freude mischte sich auch Jan Hambach noch eine ganze Weile unter die Gottesdienstfeiernden, die mit ihrer Offenheit und ihrer guten Laune dafür sorgten, dass er sich an diesem Abend ganz sicher nicht ausgesetzt fühlen musste.

Birgit Kuhnle